Deutschland: Ökologie und Fairness heißen die Aufgaben

Deutschland: Mit wachsendem Fischimport steigt auch die Verantwortung für die Weltmeere. Dabei geht es ebenso um Ökologie, wie auch um Fairness.

Generell fordert der WWF, dass bereits in Gesetze gegossene Vorgaben zu nachhaltiger Fischerei – wie nachhaltige Höchstfangmengen, selektiveres Fanggerät oder das Rückwurfverbot für unerwünschte Fänge – fristgerecht und wirksam in die Praxis umgesetzt werden. Darüber hinaus sieht der WWF die deutsche Fischereibranche in der Pflicht, den Nachhaltigkeitsgedanken zu exportieren. Dass die Fischerei nachhaltiger werden muss, gilt natürlich für Nord- und Ostsee, aber eben auch für Übersee, wo der Großteil des Fisches auf dem deutschen Markt mittlerweile herkommt

Mit gerade 12 Prozent hat Deutschland im europäischen Vergleich eine geringe Eigenversorgung mit Fisch.[1] Mitte Februar haben wir unsere Jahresration eigentlich schon aufgegessen. In der verbliebenen Zeit essen wir importierten Fisch, der anderswo fehlt, sei es als Nahrung oder auch als Stütze lokaler Wirtschaftsstrukturen. Den überwiegenden Teil des hier verzehrten Fisches beziehen wir aus über 100 Ländern. Besonders wichtig ist dabei der Import von Lachs, Shrimps und Thunfisch. Oft wurde dieser Fisch vor den Küsten von Entwicklungs- und Schwellenländern gefangen oder gezüchtet: Fast 60 Prozent der Importe stammen aus nicht europäischen Staaten.[2] Für die Verbraucher in Deutschland, bei denen Fisch mit 14 Kilogramm jährlichem Pro-Kopf-Verzehr weiter hoch im Kurs steht[3], leitet sich daraus eine Verantwortung ab.

Während wir hierzulande aus einer Vielfalt exotischer Fischspezialitäten auswählen können, sind viele Menschen in den Entwicklungsländern abhängig von dem, was ihnen ihr Küstenmeer zur Verfügung stellt. Der Importweltmeister Europa, der ein Viertel des weltweit gehandelten Fisches konsumiert, gleicht Engpässe in der Selbstversorgung mit Einfuhren aus. Das macht uns zu Mitverantwortlichen für die Gestaltung einer nachhaltigen Fischerei, die den Menschen vor Ort langfristig erhalten bleiben muss. Ein bewusster Konsum und eine Fischerei, die auch in externen Gewässern nachhaltig operiert, sind dafür entscheidend. Angesichts überfischter Meere steht die Branche vor enormen Herausforderungen und muss ihre Hausaufgaben hinsichtlich Ökologie und Fairness dringend erledigen. Denn wer auch morgen noch volle Netze haben will, muss heute die notwendigen Reformen durchziehen.

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