Illegale Fischerei

Was ist illegale Fischerei?

Piraten sind die „Freibeuter der Meere“, die ohne Rücksicht auf Verluste Raubzüge auf See unternehmen. Ungefähr so verhält es sich mit den Piraten in der Fischerei: Auf allen Meeren rund um den Erdball bedroht ihre illegale, unregulierte und undokumentierte (IUU) Fischerei heute die Fischbestände.

Illegal heißt, diese Fischer fischen ohne Lizenz, manchmal sogar ganz ohne Namen und Nationalität, halten sich nicht an die Quoten oder wildern in gesperrten Gebieten.

Unreguliert bedeutet, Fanggerät (z.B. engere Maschenweite der Netze) oder Fangmethode entsprechen nicht den Regeln, wie sie in dieser Region existieren. Oder die Fischerei findet dort statt, wo es kein oder ein zu schwaches Fischereimanagement gibt.

Undokumentiert bedeutet, dass die IUU-Fänge in keiner Statistik auftauchen. Dazu sind „legale“ Fischer verpflichtet und nur so sind Kontrollen möglich und können bessere Managementmaßnahmen für die Fischereien entwickelt werden.

Die FAO schätzt, dass weltweit mindestens 15 Prozent der Fischfänge illegal erfolgen.[1] Illegale Fischerei hat es immer und überall und vor allem in den besonders lukrativen Fischereien gegeben, wie beispielsweise beim Schwertfisch, Tunfisch oder dem Schwarzen Seehecht. Besonders häufig kommt sie dort vor, wo die Wahrscheinlichkeit niedrig ist, verfolgt zu werden und der betreffende Küstenstaat nicht über die finanziellen Ressourcen verfügt, um die eigenen Hoheitsgewässer zu überwachen. Die meisten illegalen Fischfangaktivitäten passieren innerhalb der 200-Seemeilen-Zone (der so genannten Ausschließlichen Wirtschaftszone, AWZ) oder sogar innerhalb der Küstenstreifen.

Ökonomische und andere Folgen

IUU-Fischerei scheint sich zu lohnen. Schätzungen zufolge erzielen die Verkäufe des illegal gefischten Fisch weltweit zwischen 10 und 23,5 Milliarden US-Dollar jährlich. Dies entspräche einer Fangmenge von 11 bis 26 Millionen Tonnen Fisch.[2] Es gibt jedoch bislang keine Daten, die das tatsächliche Ausmaß oder die Kosten der weltweiten IUU Fischerei erfassen, denn es liegt in der Natur dieser Fischerei, dass sie sich nicht verlässlich abschätzen lässt.

Grundsätzlich führen die unerkannten und millionenschweren Fangerträge der Piratenfischer dazu, dass wissenschaftliche Schätzungen über die Bestandsgrößen ungenauer und ein gutes Bestands- und Ökosystemmanagement unmöglich werden. Häufig gründen die Schätzungen zur Größe einer Fischpopulation auf den Fangdaten der vergangenen Jahre – die undokumentierten Entnahmen fließen dann nicht mit in diese Berechnungen ein und auch Schäden durch Beifang und Lebensraumzerstörung bleiben unerkannt.

Bestehende und mögliche Maßnahmen gegen IUU Fischerei

Weltweit schädigt die IUU Fischerei die Ökosysteme sowie die sozialen und wirtschaftlichen Gefüge. Um diese Fischereipraxis zu bekämpfen, braucht es vor allem politischen Willen. Der Fischereiausschuss der FAO hat bereits im Jahr 2001 einen Internationalen Aktionsplan (IPOA) zur Verhinderung, Bekämpfung und Beseitigung des illegalen, undokumentierten und unregulierten Fischfangs verabschiedet.[3] Der Plan, an dessen Ausarbeitung auch der WWF beteiligt war, ist freiwillig und richtet sich an alle Staaten und Einrichtungen sowie an alle Fischer. Er fordert von den Staaten, bestehende internationale Abkommen mit Relevanz für die Fischerei zu unterzeichnen und parallel auch ein zivilrechtliches Sanktionssystem zu installieren.

Die Europäische Gemeinschaft hat im Jahr 2002 eine eigene Gesetzesinitiative zur Bekämpfung der illegalen Fischerei auf den Weg gebracht. Die so genannte „IUU-Verordnung“ ist seit 2008 in Kraft.[4] Sie legt das größte Augenmerk darauf, dass es zu keinen Einfuhren von illegalem Fisch nach Europa kommt. Doch noch immer gelangt illegal gefangener Fisch auf den europäischen Markt. Für Verbraucher ist es nicht erkennbar, aus welchen Fischereien die angebotenen Produkte stammen. Diese Transparenz kann der Fischhandel jedoch herstellen, in dem er seine Lieferkette durchleuchtet und dem Konsumenten die „gute Wahl“ ermöglicht.

Quellen für diesen Artikel

[1] FAO 2014. The State of World Fisheries and Aquaculture. Rome. http://www.fao.org/3/a-i3720e.pdf

[2] Agnew, D.J., et al. (2009). Estimating the Worldwide Extent of Illegal Fishing. PLoS ONE 4(2):e4570, doi:10.1371/journal.pone.0004570

[3] FAO 2001. International Plan of Action to prevent, deter and eliminate illegal, unreported and unregulated fishing. Rome. 24p. http://www.fao.org/docrep/003/y1224e/y1224e00.htm

[4] EG 1005/2008 über ein Gemeinschaftssystem zur Verhinderung, Bekämpfung und Unterbindung der illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Fischerei. http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02008R1005-20110309&from=DE

  • Knapp ein Drittel der Weltfischerträge stammen aus IUU-Fischerei. 30% 30%