häufig gestellte Fragen (FAQ)

Lösungen

Was ist “nachhaltiger Fisch”?

„Nachhaltiger Fisch“ sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • Das Produkt ist rückverfolgbar (man weiß, woher es kommt)
  • Die Fischerei oder der Produzent nehmen Rücksicht auf die marine Umwelt
  • Die Fischerei oder der Produzent nehmen Rücksicht auf überfischte Fischarten
  • Die Fischerei fischt nicht mehr als „nachwachsen“ kann
  • Die Fischerei oder der Produzent nehmen Rücksicht auf die Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten und küstennahe Bewohner
Sollen wir lokalen Fisch importiertem vorziehen?

Die Beste Wahl ist immer lokaler, nachhaltig gefangener Fisch. Er stärkt die regionale Wirtschaft und hat kurze Transportwege. Um sicher zu gehen, ob dein lokaler Fisch nachhaltig ist, ziehe den WWF Fischführer zu Rate.

Trotzdem ist Europa der größte Fisch-Importeur weltweit, Österreich importiert gar 95 Prozent des konsumierten Fischs, und über 50 Prozent dieser Importe stammen aus Entwicklungsländern. Laut FAO kommen 61 Prozent aller globalen Fisch-Exporte aus Entwicklungsländern. [1] Mit der Wahl nachhaltiger Fisch-Import-Produkte unterstützen Konsumenten die küstennahe Bevölkerung in Entwicklungsländern und schützen Fischbestände und ihre marine Umgebung gleichermaßen. Nahrungs- und Einkommensquelle vieler Fischer-Familien hängen direkt mit nachhaltig geführter Fischerei oder Aquakultur zusammen.

[1] Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO). www.fao.org/news/story/en/item/214442/icode

Wofür steht das „EU-Bio-Siegel“?

Bio-Farmer, -Verarbeiter und -Händler arbeiten mit strikten und überwachten Vorgaben der EU. Diese Regeln schreiben die Verwendung von pflanzlich-biologischen Proteinen oder Rohstoffen nachhaltiger Fischereien als Fischfutter vor. Weiters verlangt das Bio-Siegel den Einsatz entsprechender Brut-Bestände, verbietet die Anwendung von Hormonen oder Hormon-Derivaten und schreibt artgerechte Haltung vor.

Die Einhaltung der Vorgaben wird regelmäßig überwacht. Bio-Siegel müssen den Namen des Produzenten, Verarbeiters oder Vertreibers anführen. Der Name oder die Kodierung der nationalen Zertifizierungs-Behörde ist ebenfalls angeführt.

Neben dem EU-Bio-Siegel erfüllen oder überfüllen weitere die strikten EU-Standards für biologische Produkte. Der WWF informiert in jedem Land zu den weiteren Bio-Zertifikaten am nationalen Markt.

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Wofür steht “MSC”?

Das Marine Stewardship Council (MSC)-Siegel auf Fisch- und Meeresfrüchte-Produkten stellt sicher, dass zertifizierte Fischereien folgende Kriterien erfüllen:

  • Nachhaltige Fischbestände: Die Fischerei muss sicherstellen, dass deren Aktivität auf einem Niveau erfolgt, das eine potentiell unendliche Weiterbefischung möglich wäre, ohne die Vitalität der Fischbestände zu beeinträchtigen.
  • Minimierte Auswirkungen auf die Umwelt: Die Fischerei muss sicherstellen, dass die Struktur, Produktivität, Funktion und Vielfalt des marinen Ökosystems gewährleistet bleibt.
  • Effektives Management: Die Fischerei muss sich an rechtliche Vorgaben halten und durch gründliches Management dafür sorgen, dass auf sich ändernde Umstände flexibel reagiert wird. [1]

Mehr Information unter: www.msc.org

MSC Logo

[1] https://www.msc.org/fischereien/msc-umweltstandard

Wofür steht "ASC"?

ASC-zertifiziert Produkte zu wählen bedeutet, sich für nachhaltigen Fisch aus Aquakultur zu entscheiden. Das Aquaculture Stewardship Council (ASC) ist ein Zertifizierungsprogramm für verantwortlich gezüchteten Fisch. Verhandlungen zwischen Aquakultur-Repräsentanten, NGOs, Wissenschaftlern, Behörden, Handel und Gastronomie führten zur Definierung von acht Standards für zwölf Fischarten: Buntbarsch, Pangasius, Lachs, Forelle, Shrimps, diversen Muschelarten, Meerschnecke und Makrele. ASCs primäre Aufgabe ist das Management und Durchsetzung von weltweit gültigen Standards für ökologisch und sozial nachhaltige Aquakultur.

Mehr Information unter: www.asc-aqua.org

ASC Logo

Was ist Aquakultur?

Mehr als die Hälfte des von uns konsumierten Fischs stammt aus Fisch-Farmen, auch bekannt als Aquakulturen. [1] Sie sind das am stärksten wachsende Nahrungs-Produktions-System der Welt.

Die rapide Expansion der Aquakultur-Industrie ging Hand in Hand mit negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Als Natur- und Umweltschutz-Organisation ist der WWF besorgt über die sozialen und ökologischen Auswirkungen, weshalb er sich für die Transformation der Industrie hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise einsetzt. Der WWF ist überzeugt, dass nachhaltige Aquakulturen den Druck auf marine Ökosysteme und Fischbestände signifikant und messbar reduzieren können. Auch zum Wohl von küstennahen Bevölkerungen. [2]

[1] http://www.oecd-ilibrary.org/docserver/download/5115021e.pdf?expires=1441617358&id=id&accname=guest&checksum=2E9BEFCEF310CC39CFB2B51FB88309DE

[2] http://www.worldwildlife.org/industries/farmed-seafood

Soll ich Fisch aus Aquakultur oder Wildfang konsumieren?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Wildfang wird generell als gesundes, natürliches und daher instinktiv biologisches Produkt angesehen. Trotzdem sind unsere Weltmeere durch jahrzehntelanges, nicht-nachhaltiges Fischen bereits ausgelaugt. Sie bieten nicht mehr ausreichend Ressourcen, um den weltweit steigenden Hunger auf Fisch und Meeresfrüchte-Produkte bei wachsender Weltbevölkerung zu stillen.

Aquakulturen werden in den nächsten 15 Jahren weiter expandieren, um die hohe Nachfrage zu befriedigen und Lücken in der Versorgung zu schließen. [1] Durch verbesserte Produktionsbedingungen, unterstützt durch technologische Innovation, stärkerer Regulierung und strikteren Gesetzen, kann Aquakultur den Druck auf die Meere potentiell reduzieren. Die Minimierung von negativen Auswirkungen auf die Umwelt sowie die Unterstützung von Menschen in Entwicklungsländern wären weitere positive Konsequenzen solcher Zuchtfischereien.

Da Fisch und Meeresfrüchte-Produkte die weltweit am meisten gehandelte Konsumware darstellt, müssen wir sicherstellen, dass Fisch – ob Wildfang oder aus Zucht – aus nachhaltigen Quellen stammt. [2]

[1] http://wwf.panda.org/?246150/Where-will-the-fish-be-in-15-years

[2] http://www.wwf.ca/conservation/oceans/sustainable_seafood/

Gefahren

Was ist Überfischung?

 

Überfischung tritt auf, wenn mehr Fisch den Meeren entnommen wird, als natürlich reproduziert werden kann.

So viel Fisch wie möglich zu fangen mag nach einer wirtschaftlich profitablen Praxis klingen. Überfischung hat jedoch ernsthafte mittel- und langfristige Konsequenzen. Einerseits gerät das natürliche Gleichgewicht aus den Fugen. Andererseits drohen küstennahen Bewohnern, die zu einem hohen Maß von Fischfang abhängen, veritable soziale und ökonomische Einbußen.

Die exzessive und nicht-nachhaltige Fischerei der letzten 50 Jahre brachte viele Fischbestände an den Rand des Kollapses. Viele Fischer sind sich der Verantwortung bewusst, Fisch-Populationen und deren natürliche Umgebung zu schützen, um auch in Zukunft Fisch als Nahrungsmittel, Erwerbsgrundlage und Wirtschaftsfaktor zu sichern.

Der WWF arbeitet weltweit mit Interessengruppen, um das das globale Fischerei-Management entsprechend zu verbessern. Nur so können die Weltmeere geschützt und die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen erhalten werden. [1]

[1] http://www.worldwildlife.org/threats/overfishing

Warum empfiehlt der WWF nicht, keinen Fisch zu essen?

Fisch-Proteine sind eine wichtige Nahrungskomponente und essentiell für die globale Ernährungssicherheit. Im Jahr 2010 deckte Fisch 16,7 Prozent der tierischen, und 6,5 Prozent der gesamten Protein-Versorgung weltweit. 2,9 Millionen Menschen deckten zu 20 Prozent ihren tierischen Eiweisbedarf durch Fisch, 4,3 Millionen zu 15 Prozent. [1]

Die Lebensgrundlage von über 800 Millionen Menschen weltweit hängt direkt oder indirekt von Fisch, Fischfang, -verarbeitung, -produktion oder -verkauf ab – ob als Nahrungsmittel oder Einkommensquelle. [2] In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Jobs in der Fisch-Branche sogar stärker als die globale Weltbevölkerung zunahm. [3]

Vergleicht man die Effektivität der Futterverwertung von Zucht-Fischen mit andern gezüchteten Tieren für den menschlichen Konsum, kann zudem festgestellt werden, dass weniger Futter als beispielsweise für Rind, Schwein oder Huhn benötigt wird. Der CO2-Fussabdruck von gezüchtetem Fisch erreicht auch ein bedeutend niedrigeres Niveau verglichen mit den meisten Zucht-Tieren und erreicht womöglich gar das Niveau von Nutzpflanzen. [4]

Der Konsum von Fisch und Meeresfrüchte-Produkten hat ohne Zweifel negative Konsequenzen für Mensch und Natur, wenn nicht-nachhaltige Fischerei- oder Zucht-Praktiken dahinterstehen. Stellen wir sicher, dass der Fisch auf unseren Tellern nachhaltig gefangen oder produziert wird, ist diese Option wahrscheinlich eine bessere als viele andere Ernährungs-Alternativen.

[1] FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations). The State of World Fisheries and Aquaculture 2014. Rome. Page 66. http://www.fao.org/fishery/sofia/en

[2] HLPE, 2014. Sustainable fisheries and aquaculture for food security and nutrition. A report by the High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition of the Committee on World Food Security, Rome 2014. Page 34. http://www.fao.org/3/a-i3844e.pdf

[3] Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO). The State of World Fisheries and Aquaculture 2014. Rome. Page 5; http://www.fao.org/fishery/sofia/en

[4] Global Salmon Initiative. GSI Sustainability Report. http://www.globalsalmoninitiative.org/sustainability-report/

Was ist ||Beifang||?

Wo es Fischerei gibt, gibt es in der Regel auch Beifang. Damit bezeichnet man Fänge, die entweder nicht genutzt und daher oft leblos oder schwer verletzt ins Meer zurückgeworfen, oder nicht sinnvoll gemanagt werden. [1] Beifang tritt üblicherweise in der modernen (Groß-)Fischerei auf, da Fang-Ausrüstungen und -Methoden sehr kraftvoll und kaum selektiv sind und großflächig befischen. Dadurch werden nicht nur angestrebte Arten, sondern auch andere Meeresbewohner wie Delphine, Schildkröten etc. gefangen. [2]

Ca. 40 Prozent der weltweiten Meeres-Fänge sind Beifang. Diese Tiere werden oft entweder sterbend oder tot ins Meer zurückgeworfen. [3]

[1] DAVIES RWD, et al. Defining and estimating global marine fisheries bycatch. Marine Policy (2009), doi:10.1016/j.marpol.2009.01.003. http://wwf.panda.org/about_our_earth/all_publications/?160861/Defining-and-estimating-global-marine-fisheries-bycatch

[2] http://wwf.panda.org/about_our_earth/blue_planet/problems/problems_fishing/fisheries_management/bycatch222/

[3] DAVIES RWD, et al. Defining and estimating global marine fisheries bycatch. Marine Policy (2009), doi:10.1016/j.marpol.2009.01.003; http://wwf.panda.org/about_our_earth/blue_planet/publications/?160861/Defining-and-estimating-global-marine-fisheries-bycatch

Warum verwenden und verarbeiten wir nicht, was gefangen wird?

Nachhaltige Fischereien basieren in der Regel auf effektivem Fischerei-Management, das spezifische Fang-Limits für die gewünschte Art setzt und Beifang anderer Tiere und/oder von zu kleinem bzw. zu jungem Fisch vermeidet. Wenn wir essen was gefangen wird, würde das bedeuten, unabhängig von Bestands-Größe oder -Wohl wahllos Fisch-Arten zu essen.

Zu kleinen bzw. zu jungen Fisch zu essen würde die Situation weiter verschärfen, da weniger Fische den Entwicklungsgrad erreichen, der ihren Erhalt und eine gesunde Bestands-Größe sichert. Ohne strenge Regeln wären ein sinnvolles Fischerei-Management und eine nachhaltige Befischung nicht möglich, was Fischbestände dem Risiko eines Kollapses aussetzen würde.

Was ist „Piraten-Fischerei“, „illegale Fischerei“ oder „IUU“?

 

Illegale, ungemeldete und unregulierte (IUU) ist ein ernstzunehmendes globales Problem, das zur Überfischung beiträgt, unfairen Wettbewerb fördert und die Bemühungen nachhaltiger Fischereien untergräbt. Daher ist die Stärkung von Monitoring, Kontrolle und Überwachung ein seit Jahrzehnten verfolgtes Ziel von politischen Entscheidungsträgern. [1]

IUU Fischerei verantwortet bis zu 30 Prozent des jährlich gefangenen Fischs. [2] Oft betrifft es Fisch-Arten, die bereits stark von Überfischung bedroht sind. Und gefährdet die Lebensgrundlage von Menschen, die auf intakte Ozeane und gesunde Fischbestände angewiesen sind. Eine seit Ende 2014 in Kraft getretene EU-Direktive, die unter anderem die Kennzeichnung der Herkunft von Fisch und Meeresfrüchte-Produkten vorschreibt, hilft dabei, die Situation zu verbessern.

[1] http://www.wwf.eu/what_we_do/natural_resources/fisheries/iuu/

[2] Expert Panel on Legal and Traceable Wild Fish Products. March 2015. Page 8. http://passthrough.fw-notify.net/download/417715/http://solutions-network.org/site-legaltraceablefish/files/2015/03/EPLAT_FinalReport_March2015_Webview.pdf