Warum ist nachhaltiger Fisch gut für die Umwelt?

Nachhaltiges Fischereimanagement, Meeresschutzgebiete und selektive Fanggeräte haben einen großen positiven Einfluss auf die Meeresumwelt und die Menschen, die davon abhängig sind.

Georg Scattolin

Meeresbiologe, Leiter Internationales Programm, WWF Österreich

Arten und Lebensräume in Gefahr

Jahrhunderte lang wurden die Ozeane als unerschöpfliche Quelle von Fischen und Meeresfrüchten gesehen. Heute wissen wir, dass knapp 60 Prozent der Fischbestände bis an nachhaltige Grenzen befischt und rund 33 Prozent überfischt sind. [1]

Ganze Arten wie der Pazifische Rote Thun sind am Rande des Zusammenbruchs und auf dem geringsten Bestands-Niveau aller Zeiten. [2] Zerstörerische Fangpraktiken schädigen Lebensräume, Meeresökosysteme, ihre Vielfalt und Produktivität und bedrohen die Lebensgrundlage küstennaher Gemeinschaften. [3] Aufgrund der Überfischung und Zerstörung von Lebensräumen haben Fischbestände keine Zeit und immer weniger Platz, um sich zu erholen.

Beifang tötet

Als Beifang bezeichnet man ungewollt gefangene Meerestiere, die neben der Zielfischart in den Netzen landen. Oft wird Beifang verletzt oder tot zurück ins Meer geworfen. Es wird geschätzt, dass Beifang 40 Prozent der weltweiten Gesamtfangmenge ausmacht. [4] Häufig sind Arten wie Wale, Delphine und Schildkröten davon betroffen. Es ist ein sinnloser Tod und ein enormes Problem. Nachhaltige Fangmethoden können Beifang drastisch reduzieren.

Schädliche Aquakultur

Nicht-nachhaltige Aquakultur hat viele negative Auswirkungen. In einigen Küstenregionen werden Mangrovenwälder – ein wichtiger Laichplatz und die Kinderstube für viele Arten – zerstört, um Fischfarmen zu errichten. Nicht-nachhaltige Aquakultur kann auch zur Überfischung beitragen. Bedeutende Mengen gefangenen Wildfischs werden verwendet, um Zuchtfische zu füttern. Dies erhöht den Druck auf Fischbestände anstatt ihn zu verringern. Nachhaltige Aquakultur hingegen hilft dabei, diesen Druck zu reduzieren und natürliche Lebensräume zu erhalten.

Gesunde Ozeane nützen Menschen

Die stetig wachsende Weltbevölkerung, rasante Entwicklung von Küstengebieten, schwaches Fischereimanagement, boomende Aquakultur und mangelndes Wissen über den wirtschaftlichen Wert der Meeresressourcen für die küstennahe Bevölkerung haben zu Problemen für die Meeresumwelt und die von ihr abhängigen Menschen geführt [5].

Gesunde Meere und Fischbestände sind für den Lebensunterhalt von Küstengemeinden und Kleinfischereien von entscheidender Bedeutung. Millionen von Menschen hängen von der Fischerei als Nahrungs- und Einkommensquelle ab. Leere Meere bedeuten leere Mägen und leere Taschen. Der Konsum von nachhaltigem Fisch hilft daher Meeren und Menschen.

3 Fakten zu Fisch und Umwelt

Fakt #1

  • 50% 50%

Heute stammt jeder zweite gekaufte Fisch aus Aquakultur. [6] Dieser enorm hohe Anteil macht es dringend nötig, die Fischzucht-Branche in eine nachhaltige Richtung zu lenken.

Fakt #2

Schätzungsweise verenden jährlich 300.000 Wale und Delfine in Fanggeräten. [7] Nachhaltige Fischereimethoden sind enorm wichtig, um diese zusätzliche Bedrohung einzudämmen.

Gesunde Meere und Küsten mit intakten Ökosystemen bieten eine wertvolle Grundlage für erfolgreichen Tourismus. Nachhaltige Fischerei trägt zur Erhaltung dieser wertvollen Meeresressourcen bei.

Fakt #3

  • 90% 90%

Ein einzigartiges WWF-Pilotprojekt testete Rundhaken (anstelle der üblichen J-förmigen Haken) in der Thunfisch-Langleinen-Fischerei. Das Projekt mit 1.300 Fischern dauerte über 4 Jahre und kam zu einem überwältigenden Ergebnis: Der Beifang von Schildkröten wurde um 90 Prozent reduziert. [8]

Okay, aber was kann ich tun?

Je mehr Menschen nachhaltigen Fisch kaufen, desto gesünder sind unsere Ozeane, Seen und Flüsse. Intakte Gewässer kommen letztlich Menschen zugute.

Georg Scattolin

Meeresbiologe, Leiter Internationales Programm, WWF Österreich

[1] FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations). The State of World Fisheries and Aquaculture 2016. Rome. Page 5. http://www.fao.org/fishery/sofia/en
[2] International Committee for Tuna and Tuna-like Species in the Northern Pacific. Stock Assessment of Bluefin Tuna in the Pacific Ocean. http://isc.fra.go.jp/pdf/2014_Intercessional/Annex4_Pacific_Bluefin_Assmt_Report_2014-June1-Final-Posting.pdf
[3] Jennings, S. & Kaiser, M.J. (1998) The effects of fishing on marine ecosystems. Advances in Marine Biology, 34, 201–352.
[4] DAVIES RWD, et al. Defining and estimating global marine fisheries bycatch. Marine Policy (2009). http://wwf.panda.org/about_our_earth/blue_planet/publications/?160861/Defining-and-estimating-global-marine-fisheries-bycatch
[5] FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations). The State of World Fisheries and Aquaculture 2016. Rome. Page 91. http://www.fao.org/fishery/sofia/en
[6] Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO). The State of World Fisheries and Aquaculture 2014. Rome. Page III. http://www.fao.org/3/a-i3720e.pdf
[7] Russell Leaper and Susannah Calderan (2018) Review of methods used to reduce risks of cetaceans bycatch and entanglement CMS technical series pub N°38 http://d2ouvy59p0dg6k.cloudfront.net/downloads/cms_report_042918_web_pages.pdf
[8] WWF Article. Fishing Technology That’s Letting Turtles Off the Hook. Bycatch Initiative: Eastern Pacific Programme.
http://wwf.panda.org/who_we_are/wwf_offices/peru/?143981/Fishing-Technology-Thats-Letting-Turtles-Off-the-Hook